Die Filmstarts-Kritik zu Crank (2024)

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Crank

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

3,5

gut

Crank

Von Deike Stagge

Spätestens seit „The Transporter“ ist der Name Jason Statham im Kopf vieler Kinogänger mit knallharter Action verbunden. In dieser Hinsicht stellt auch der Action-Thriller „Crank“ keine Enttäuschung dar - ganz im Gegenteil. Für 83 ereignisreiche Minuten kann man sich direkt an die Fersen des Schauspielers hängen.

„Crank“ ist endlich mal wieder ein Film, der auf eine lange und detaillierte Exposition seiner Figuren verzichtet – ähnlich wie Michael Manns Miami Vice. Stattdessen wird gleich gänzlich unvermittelt in medias res eröffnet, noch dazu in den ersten drei Minuten aus der Egoshooter-Kameraperspektive durch die Augen des Protagonisten Chev (Jason Statham). Viel näher kann man dem Filmhelden nicht mehr kommen. Genauso drastisch entfaltet sich der Plot: Chev wacht verkatert auf und entdeckt - angestachelt von einem Anruf des Gangsters Ricky Verona (Jose Pablo Cantillo) - an seinem Fernseher eine DVD mit der viel zitierten Aufschrift „Fuck you“. Darauf gespeichert ist ein Filmchen, in welchem Ricky dem schlafenden Chev eine Spritze mit tödlichem Inhalt injiziert. Chev hat Dank des chinesischen Giftcocktails nur noch eine Stunde zu leben.

Natürlich hat ein hartgesottener Kerl wie Chev nur noch einen Gedanken: so lange am Leben zu bleiben, bis seine blutige Rache an dem feigen Killer vollendet ist. Mit dem medizinischen Rat von Doc Miles (Dwight Yoakam) kann Chev das Gift identifizieren und eine erste Gegenstrategie erarbeiten. Je mehr er sich bewegt, desto langsamer kann das Gift auf sein Herz wirken. Jede Pause könnte den Tod bedeuten. Chev prügelt sich durch die Gangsterwelt von Los Angeles, um Verona aufzuspüren und muss gleichzeitig einen Weg finden, seine flippige Freundin Eve (Amy Smart), die ihn für einen langweiligen Programmierer hält, möglichst schonend auf sein Doppelleben einzustimmen. Denn auch Verona sinnt auf Rache, und Eve ist Chevs einzige verwundbare Seite.

Knallhart und temporeich sind sicher die Adjektive, die „Crank“ am ehesten gerecht werden. Mark Neveldine und Brian Taylor, die sich in ihrer bisherigen Karriere in alle Bereichen zwischen Stunts, visuellen Effekten bis hin zur Produktion verlustiert haben, geben hiermit ihr gemeinsames Regie- und Drehbuchdebüt. Dabei ist ihnen ein richtig packendes Filmchen gelungen, welches voll und ganz auf den britischen Darsteller Jason Statham zugeschnitten ist. Der kantige Statham passt nicht nur optisch hervorragend in die Rolle, sondern ist seit Filmen wie Snatch, „The Transporter oder Final Call zu einer Ikone für die Paarung von Humor und Kampfkunst geworden. In „Crank“ muss er allerdings die meiste Zeit seine Martial-Arts-Fähigkeiten im Schrank lassen und darf nur zur Waffe greifen, statt seine Gegner mit imposanten Choreografien ins Jenseits zu befördern. Schade eigentlich, denn beim Kampf Mann gegen Mann sieht man Statham besonders gern zu.

Doch diese Zurückhaltung wird an anderer Stelle grandios durch bissigen Humor aufgefangen. So klaut Chev zunächst massenhaft Red Bull, um seinen Kreislauf hochzuhalten und muss in einer herrlich inszenierten Szene chaotisch eine Notaufnahme überfallen, damit er das Medikament Epinephrin bekommt, welches durch seinen Adrenalingehalt die kurzfristige Verlängerung seines Lebens verspricht. Dabei geht „Crank“ ganz schön derbe drauflos und schreckt auch vor der liebevoll in schwarzen Humor verpackten Selbstverstümmelung seines Protagonisten per Waffeleisen nicht zurück. An Einfällen hat es dem eigentlich noch unerfahrenen Duo Neveldine/Taylor ebenso wenig gemangelt, wie an den klangvollen Namen verschiedener Szenedrogen, die Chev im Film schlucken darf, um nicht völlig entkräftet aus den Latschen zu kippen.

Das besondere Highlight ist die Kombination des Hau-drauf-Helden mit seiner verständnisvollen, aber leicht naiven Freundin Eve, dargestellt von Amy Smart. Seit den Komödien Road Trip, Rat Race und Starsky und Hutch ist die smarte Kalifornierin auch hierzulande bekannt. Als Love Interest des Helden gibt sie natürlich eine gute Figur ab und gerät auch in den actiongeladenen Szenen neben ihrem versierten Leinwandpartner nicht ins Hintertreffen. „Crank“ dreht sich jedoch hauptsächlich um den wie immer spielfreudig aufgelegten Statham - das bekommen vor allem die Bösewichte zu spüren. Die Entfaltung ihrer Figuren fällt der an Chev gebundenen Dramaturgie zum Opfer und wird auch kaum vermisst, während sich Chevs Hintergrundgeschichte in Rückblenden langsam entfalt.

Die Idee des aus dem Nichts durchstartenden, dicht erzählten Plots hat in Filmen wie Speed und „Gegen die Zeit“ große Vorbilder und funktioniert auch dieses Mal hervorragend. Einmal in Bewegung gesetzt, kann auch Chev nicht mehr zurück. Dieses an sich sehr simple Setup sorgt für große Spannung und einen noch größeren Unterhaltungswert, wenn sich der Zuschauer erst einmal auf die Idee eingelassen hat. Zum Ende hin flacht der Spannungsbogen jedoch ein wenig ab, scheinbar hatten Taylor und Neveldine für den finalen Shootout keine große Erleuchtung mehr parat. Das ruiniert aber nicht den Gesamteindruck vom Film. Kombiniert mit dem schrägen Humor und einem großartigen Hauptdarsteller bietet „Crank“ ein pfiffiges und temporeiches Konzept an, dem auch versierte Cineasten eine Menge Sehspaß abgewinnen können.

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